von Ulrike Sommer Das Chaos rund um den neuen Radweg auf der Heerstraße ist ziemlich typisch für das Durcheinander in der Verkehrsverwaltung unter der grünen Klimaexpertin Regine Günther. Und es zeigt, dass ihr die Probleme der Menschen in den Außenbezirken, hier: im Spandauer Süden, ziemlich gleichgültig zu sein scheinen. Doch der Reihe nach: Vor ein paar Jahren wurden die Bäume zwischen Frey- und Stößenseebrücke gefällt, wohl um zu zeigen, dass es rasch losgeht mit dem Radweg. Doch dann passierte erstmal nichts. In den Baumstümpfen aber war noch Leben, sie trieben aus und ärgerten die Radfahrer. Also wurden, inzwischen zum zweiten Mal, diese grünen Zweige abgeschnitten. Doch damit war der Radweg noch nicht gebaut. Man plante und plante und beschloss, den Verkehr während der Bauarbeiten von fünf auf drei Spuren zu begrenzen. Es wurde verkündet – und erst danach bemerkte wohl die Verwaltung, dass dann nicht nur Autos in den noch längeren Staus stehen werden, sondern auch die Busse. Also wurde neu überlegt. Man entschied sich für eine lange Bauzeit. Dafür aber würden immerhin vier Fahrspuren für den Verkehr bleiben. Es folgte der obligatorische Protest: 400 Tage sollten die Arbeiten für die paar Meter Radweg dauern? Unfassbar. Nun wird weiter nachgedacht. Dabei ist aus meiner Sicht dieser Radweg nicht das verkehrspolitische Hauptproblem der Menschen, die im Spandauer Süden wohnen und sich Tag für Tag im Stau der Heerstraße wiederfinden, in trauter Eintracht mit rund 50.000 anderen Fahrzeugen. Natürlich müssen neue Radwege gebaut werden, schon für die Sicherheit derer, die dort fahren wollen und müssen. Andererseits braucht es wenig Fantasie um zu ahnen, dass nur relativ wenige M e n s c h e n die Kraft und G e s u n d h e i t haben, um ihren täglichen Weg zur Arbeit von Spandau nach Mitte oder z. B. Charlottenburg mit dem Rad zurück zu legen. Bei jedem Wetter, zu jeder Jahreszeit. Und so dürften sich auch nach Fertigstellung des Radwegs weiter rund 50.000 Fahrzeuge pro Tag über die Heerstraße quälen. Wer in diesen Fahrzeugen sitzt, sieht für sich keine Alternative. Und auch die Busse werden künftig im Stau stehen. Dazu kommt, dass die Verkehrssituation im Spandauer Süden schon jetzt kaum erträglich ist. Die Staus auf beiden Ausfallstraßen sind kilometerlang und die Busse zu den Stoßzeiten überfüllt. Außer diesen Bussen hat der öffentliche Personennahverkehr aber nichts anzubieten. Keine U-Bahn und auch keine Straßenbahn, die einfach an den Staus vorbei fahren könnte. Dafür steigt die Zahl der Autos weiter munter an. In Gatow und Kladow wird zur Zeit jede Baulücke geschlossen, es wird verdichtet, soweit es geht und die neuen Anwohner werden bald merken, dass im Außenbezirk wesentlich weniger Alternativen zum Auto zur Hand sind als innerhalb des S-Bahn-Rings. Noch mehr Verkehr wird aus der Richtung Potsdam kommen, spätestens dann, wenn das Neubaugebiet in Krampnitz fertig gestellt ist, wo rund zehntausend Menschen eine neue Heimat finden werden. Die Verkehrssenatorin aber hat für den Spandauer Süden keinen Plan. Im neuen Nahverkehrsplan spielt das Thema trotz anders lautender Zusagen keine Rolle. Dafür plädiert Regine Günther für eine City-Maut für alle, die nicht in der Innenstadt wohnen. Was für ein Irrsinn, den Menschen der eigenen Stadt den Zugang zur City schwer zu machen, statt den öffentlichen Nahverkehr überall massiv auszubauen und viel Geld in die Hand zu nehmen, damit U-Bahn-Linien weiter gebaut und Straßenbahnen wieder fahren können.
Datum: 05.09.2019
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